SBL: das wars … für 2014

Am vergangenen Wochenende war es endlich soweit, die Qualifikation zur 2. Segelbundesliga stand an. Wieder zu Gast beim DHH in Glücksburg, aber im leicht veränderten Format: diesmal waren bis zu sieben Flights zu jeweils neun Wettfahrten geplant, am Sonntag nach dem letzten Flight sollte dann ein Finale der Top 18 gesegelt werden, um die sechs Plätze für den Aufstieg in die zweite Bundesliga auszusegeln. Unser Ziel wurde diesmal mit „Platzierung in der ersten Hälfte“ formuliert, aber wir haben natürlich alle aufs Finale geschielt. Allein die Chance vier Wettfahrten mehr segeln zu dürfen ist ja schon Verlockung genug. Von den ursprünglich 54 „Herausforderern“ und sechs Absteigern traten letztlich 52 Vereine an.

Wir konnten aus beruflichen Gründen erst am späten Donnerstagabend anreisen. Am Freitag um 8:00 also schnell zur Anmeldung und versuchen, noch eine Trainingszeit zu ergattern: Pustekuchen! Knapp vor uns wurde die letzte vergeben. Also Kaltstart am Nachmittag. Gesegelt wird auf einer Bahn auf jeweils sechs J70 und sechs B/ONE, Start der beiden Flotten mit einem zeitlichen Abstand von ca. zehn Minuten im Wechsel – das wird zu einem späteren Zeitpunkt von Bedeutung sein.

Freitag: prächtiger Wind versprach volle Action auf dem Regattakurs. Die B/one durfte nur gerefft gesegelt werden, allerdings durften wir „ziehen“, Flagge Whiskey (Gennackerverbot) blieb wo sie hingehört: in der Tasche.

Erste Wettfahrt, mäßiger Start, solide erste Kreuz. Hartes Hiken, immer an der Grenze des Erlaubten und unter dem strengen Blick der allgegenwärtigen Bahnschiedsrichter. Downwind fast geflogen: Mann, was macht das Laune! Als Dritte schlussendlich über die Linie, ein solider Auftakt.

Zweite Wettfahrt wieder ein eher mäßiger Start, aber eine anständige erste Kreuz, wir gehen als 3. ums Fass. Der Zweite kämpft mit einer Eieruhr, hinter uns geht ein Gennacker baden, wir ziehen und gehen tief, sehr tief, segeln konzentriert das Rennen zu Ende und werden zweite nach den Kollegen vom Blankeneser Segel-Club, den späteren Gesamtsiegern. Und die haben ja mal auf der KiWo mit dem Sieg bei den J/70 gezeigt, wo der Hammer hängt. Jawollja!

Wir sind schon auf dem Shuttlemotorboot zur dritten Wettfahrt, wir fühlen uns gut, der Wind passt uns. Vielleicht haben wir einen Lauf, so darf es weiter gehen! Aber der Sonnenuntergang zwingt die Wettfahrtleitung und uns in den Feierabend. Vorerst Rang 19, aber es ist eng in den Wertungen, alles ist drin, vor allem um den 18. Platz, die Grenze zu den Finals.

Samstag: Schwachwind, gefühlt eher kein Wind. AP hängt motivationslos an Land. Warten … am frühen Nachmittag endlich etwas Wind. Unsere dritte WF, die erste des Tages, findet mit nur fünf Booten statt, die Ergebnisse werden errechnet: Der Start gelingt besser, die Bahn ist extrem kurz, die Kreuz ist quälend langsam. Der Wind ist so eindeutig, keine Räume für taktische Sperenzchen. Wir wenden an zweiter Position, unsere Verfolger fahren knapp zwei Bootslängen über uns plötzlich fast doppelt so „schnell“. Ein privater Windstrich, warum eigentlich immer die anderen? Immerhin: als dritte durchs Ziel, das haben wir auch schon anders bei solchen „Wind“verhältnissen gehabt!

Die vierte Wettfahrt, cooler Start. An der Linie versuchen Witzbolde einen Protest wegen Raum gegen uns, übersehen dabei völlig, dass sie im Wind stehen. Der Schirientscheid kam wie erwartet mit grün. Wir liefern eine gute Kreuz. Bei der Annäherung ans Luv-Fass ist deutlich erkennbar, dass die vor uns gestarteten B/one ein ziemliches Wuhling veranstalten werden. Die Schiris stehen wo man sie erwartet: Lärm und Geschrei zwischen den B’s, wir stehen fast an der Tonne, maximale Leekrängung, unser Wettfahrtführender schleicht ums Fass, wir in Schlagdistanz: da geht was! Plötzlich zischt das Schietzrichterboot mit „Hebel on the table“ zwischen uns durch, reißt eine Mörderwelle und pfeifft in Lee von uns die eine B/one in den Kringel. Wir stehen, voll in die Welle geraten, die Blase fällt ein. Wir nehmen mühseelig wieder etwas Fahrt auf, als plötzlich in Lee die bestrafte B/one mit Wegerecht auftaucht. Die Crew wollte sich wohl freisegeln, wurde aber zum sofortigen Kringel aufgefordert. Wir versuchen tief, sehr tief hinter deren Heck durchzutauchen. Zu tief, wir stehen wieder, unserer Konkurrenten gehen über uns, wir können nur zusehen. Was bleibt ist ein vierter Platz.

Die fünfte Wettfahrt, es ist inzwischen etwas mehr Wind geworden, wir haben Leichtwindbedingungen. Der Start läuft, wir kommen gut raus, der erste Vorwind ist nicht so prima, die Kreuz klappt aber wieder, sauber ums Fass, der letzte Vorwindgang mit guter ersten Halse, wir liegen auf zwei. Der Erste hat knapp zwei Bootlängen Vorsprung, der dritte und spätere Aufsteiger, der Lübecker Segelverein, folgt uns mit knapp einer Bootslänge. Wir ziehen gut tief, sehr tief. Langsam nähert sich die Ziellinie. Alle belauern sich … dann kommt unsere fatale Halse, unnötig und überhastet versuchen wir vorm Dritten durchzukommen. Der geht tief, luvt dann natürlich, muss uns „ausweichen“. Zum Glück hat die Halse sehr sauber geklappt, alles war „perfekt“ … eigentlich. Eine quälende Ewigkeit dauert es, bis der Schierientscheid nach dem Protest der Lübecker kommt: rote Flagge, Pfiff. Verdammt, wir müssen kringeln, auf dem letzten Schlag vorm Ziel als zweite! Und wir kommen natürlich hinten raus. Ganz hinten. Uns gelingt es nur noch nicht Bummelletzter zu werden. Das waren drei bittere, unnötig hergeschenkte Punkte, das kann uns das Finale kosten.

Die letzte Wettfahrt des Tages dürfen wir noch einmal ran: es fällt schwer nach dem letzten Rennen, den Fokus wieder dahin zu setzen, wo er jetzt hingehört. Gegenseitige Aufmunterungen, Aufforderungen zur Konzentration. Es gelingt ein guter Start, ein solides Rennen. Ein versöhnlicher Tagesabschluss mit einem Zweiten vor den Kollegen aus Gelting. Der Führende mit nur einer Rüssellänge Vorsprung. Wir können es doch!

Ein banger Blick auf die Tabelle: Rang 20, aber es werden in unserem Flight noch Wettfahrten am Sonntag gesegelt werden, so dass wir weiter durchrutschen werden. Wir brauchen die letzte Wettfahrt, wenn wir es noch ins Finale schaffen wollen.

IMG-20141012-WA0000Sonntag dann die Steuermannsbesprechung: wegen der Verzögerungen werden die Wettfahrten des sechsten Flights nun nachgeholt der siebte wird gestrichen. Das war es für uns, wir müssen packen und heimfahren.

Was bleibt: wir haben uns im Vergleich zum Frühjahr im Ergebnis gut gesteigert. Das Regattaformat ist hinsichtlich der extrem kurzen Kurse brutal, Fehler lassen sich so gut wie nicht über Taktik wettmachen, unser Bootshandling ist spür- und messbar entsprechend besser geworden. Der Zusammenhalt und die Kommunikation in der Mannschaft stimmen, was bleibt ist die Binsenweisheit jeder Regatta: die Starts sind die Grundlage ( *kasching*, einen Fünfer ins Phrasenschwein). Und natürlich: Vielen Dank an die zahlreichen Unterstützer und Spender. Ganz besonderer Dank gilt unseren Spendern Vormann & Partner Bohrgesellschaft mbH Co. KG, die neben weiteren privaten Spendern uns bei der Finanzierung kräftig unter die Arme gegriffen haben.

Es bleibt auch dem DHH und Flensburger Segel-Club (FSC) für die Ausrichtung der tollen Veranstaltung zu danken. Das war wieder eine Glanzleistung! Beeindruckend, wie die Glücksburger es geschafft haben, so eine große Regatta mit über 200 Seglern und 65 Wettfahrten so reibungslos über die Bühne zu bringen. Und das alles ehrenamtlich!

Nächsten Saison in der 2. Bundesliga dabei: Blankeneser Segel-Club (Hamburg), Duisburger Segel-Club (Nordrhein-Westfalen, Lindauer Segler-Club (Bayern), Lübecker Segler-Verein von 1885 (Schleswig-Holstein), Segel-Club Ville (Nordrhein-Westfalen) und der Yachtclub Strelasund (Mecklenburg-Vorpommern). Die finale Zusammensetzung der 2. Segel-Bundesliga 2015 steht erst nach dem Finale der 1. Bundesliga in Hamburg und der Relegation für die 1. Bundesliga ein Wochenende später fest.

Bilder haben wir naturgemäß leider nicht machen können, aber unter segelbundesliga.de, yacht.de und segelreporter de finden sich aber einige Impressionen die zeigen, wie eng es teilweise zuging.


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